Christopher Mennekes, Geschäftsführender Gesellschafter MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG
Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Zeitenwende trifft auf Energiewende

Von Christopher Mennekes

Geschäftsführender Gesellschafter MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG

Christopher Mennekes, MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG, im NRW-Wirtschaftsblog zur aktuellen Debatte über die Energiewende.

Seit der Anfrage von Unternehmer NRW aus dem Dezember vergangenen Jahres, erneut bei diesem Blog mitzuwirken, hat sich eine Krise entwickelt, die der Bundeskanzler zurecht als „Zeitenwende“ beschreibt, und die die vorausgegangenen Krisen wie die Corona-Pandemie oder gestresste Lieferketten in den Schatten stellt. Und so kommt auch kein aktueller Beitrag in diesem Blog um den Ukrainekrieg herum: man ist erschüttert und auch deprimiert, dass es so weit gekommen ist, und man ist in Sorge darüber, was noch alles kommen kann. In der Folge dieses von Putin und seinen Unterstützern begonnenen Angriffskrieges mussten wir uns von Grundgewissheiten verabschieden, hoffentlich nicht für immer. Altbekannte Fragen bekommen in diesem neuen Umfeld der Unsicherheit eine neue Brisanz. Eine entscheidende Frage ist dabei, wie „wir im Westen“ unabhängiger von den gefährlichen Autokratien dieser Welt werden, um so unseren Wohlstand und seine Grundlagen, nämlich Frieden, Freiheit und Rechtstaatlichkeit, nicht nur erhalten, sondern auch selbstbewusst und entschlossen verteidigen zu können. Die höchste Abhängigkeit besteht, zumindest im russischen Kontext, offenkundig in der Energieversorgung.

Plädiere dafür, gerade aufgrund der Ukraine-Krise unsere Energiewende noch schneller und entschlossener voranzutreiben.

Vorab sei gesagt, dass ich den Politikern, die sich jahrelang bemüht haben Russland in ein friedliches „Haus Europa“ zu integrieren, keinen Vorwurf machen kann, denn auch ich habe geglaubt, dass eine starke wirtschaftliche (Energie-)Beziehung ein Integrations-, ja sogar Friedensgarant ist, der Russland enger als alles andere an Europa bindet. Nun sind wir alle schmerzlich eines Besseren belehrt worden. So stehen nun für den Westen, und damit auch für NRW, die Zeichen auf Neuordnung unvermeidlicher Abhängigkeiten. Auch wenn wir, wie viele andere Länder Europas, nicht kurzfristig auf russische Energie verzichten können, so müssen wir zumindest alles daran setzen, schneller auf Alternativen umzuschwenken. Dabei muss man sicher auf die Energieimporte im Allgemeinen schauen, aber auch die Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern im Besonderen nicht aus dem Blick verlieren. Die Reduzierung Letzterer führt unweigerlich auch zu einer Reduzierung Ersterer, denn jede Kilowattstunde deutschen Ökostroms bringt uns aus beiden Abhängigkeiten heraus. Somit plädiere ich, so wie viele andere in Deutschland, dafür, gerade aufgrund der Ukraine-Krise unsere Energiewende noch schneller und entschlossener voranzutreiben. Hier muss dann auch unsere Landesregierung mitwirken, Genehmigungsverfahren und Auflagen deutlich zu verschlanken und zu verkürzen, sodass die erforderlichen Stromtrassen und Windräder bei uns schnell gebaut werden können. Dies wird dann auch in meiner Heimat passieren, was für mich und viele Sauerländer nicht schön ist. Dennoch habe ich in dieser Frage eine klare Haltung: für mich ist es keine Frage der Schönheit, sondern eine Frage der Notwendigkeit.

Appelliere an die Politik, die Energiewende auch mit dem Fokus auf Mobilitätswende und Gebäudesanierung weiter voranzutreiben.

Freilich erfordert eine solche Beschleunigung noch größere Summen in noch kürzerer Zeit in die Energiewende zu investieren. Ich denke aber, dass das Geld volkswirtschaftlich gut angelegt ist: erneuerbare Energien sind unterm Strich die günstigste Form der Energieerzeugung. Diesen günstigen Strom gilt es dann in möglichst großen Mengen in das neu entstehende, intelligente Energiesystem fließen zu lassen, insbesondere in die Sektoren Mobilität, Industrie und Gebäude. Die Abhängigkeit unserer Mobilität von Benzin und Diesel, die Abhängigkeit unserer Gebäude von Öl und Gas ist immer noch zu hoch. Indikator dafür ist, dass diese beiden Sektoren ihre Klimaziele im letzten Jahr deutlich verfehlt haben. Deshalb appelliere ich an die Politik, die Energiewende auch mit dem Fokus auf Mobilitätswende und Gebäudesanierung weiter voranzutreiben und hier die richtigen Anreize zur Beschleunigung zu setzen. Da uns der Krieg und seine Auswirkungen ohnehin in unseren CO²-Anstrengungen viele Jahre zurückwerfen werden, haben wir erst recht keine Zeit mehr zu verlieren.

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