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Ein Beispiel für die Zukunft: Bochum Strategie 2030

Von Thomas  Eiskirch

Oberbürgermeister der Stadt Bochum

Ist der Strukturwandel im Ruhrgebiet Belastung oder Chance? Thomas Eiskirch, OB der Stadt Bochum, im NRW-Wirtschaftsblog zur "Bochum Strategie 2030".

Ist der Strukturwandel im Ruhrgebiet Belastung oder Chance? Herausforderungen anzupacken geht nicht ohne sich anzustrengen und Ausdauer zu haben. Belastungen dürfen dabei nicht als Entschuldigung dienen, nicht dran zu bleiben und Chancen zu ergreifen. Die Kommunen im Ruhrgebiet müssen ihre Potentiale konsequent nutzen und damit die Region als Ganzes voranbringen.

Dies wird zunehmend auch sichtbar. Bochum beispielsweise antwortet auf die Herausforderungen mit einer Vision der Zukunft, mit der richtigen Strategie, der nötigen Portion Glück – und mit Entscheidern, die ebenfalls nur ein Ziel haben: Bochum attraktiver zu machen – für Investoren, für Firmen und natürlich allen voran für die Menschen, die in unserer Stadt leben und arbeiten. Dabei hilft uns vor allem, dass wir heute wie in der Vergangenheit ein Gespür für relevante Arbeit haben. Bedeutend waren früher erst Kohle, dann Stahl und später die Autoproduktion. Die relevanten Wirtschaftsbranchen im Ruhrgebiet waren dabei immer auch prägend für die jeweilige Zeit in der ganzen Republik. Selbstkritisch muss man aber auch feststellen, dass uns manchmal das Gespür fehlte, wann etwas nicht mehr relevant ist und Neues gewagt werden muss. Die Ansiedlung der Ruhr-Universität vor über 50 Jahren zeigt aber ebenfalls ein kluges Gespür für neue und wichtige Impulse für die ganze Region. Jetzt wissen wir in Bochum wieder was zu tun ist und setzen mit IT-Sicherheit und Gesundheitswirtschaft auf Wachstum.

Zum Beispiel auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks: Keine fünf Jahre, nachdem in Bochum das letzte Auto vom Band gelaufen ist, ist es uns gelungen, zahlreiche namhafte Investoren für das Gelände zu begeistern und dort einen einzigartigen Mix auf Forschung, Entwicklung und Produktion anzuschieben. Das haben auch Firmen wie DHL und Bosch erkannt und Bochum als Zukunftsstandort für sich entdeckt. Die Ruhr-Universität Bochum wird auf der Fläche, die mittlerweile MARK 51°7 heißt, einen neuen Campus bauen. Eine Entwicklung, die Bochum für weitere Institutionen und Firmen, die auf wissensbasierte Arbeit setzen, attraktiv macht. Denn Universitäten, Hochschulen und Bildungseinrichtungen im Allgemeinen sind wichtige Standortfaktoren – und sorgen dafür, dass unser neuer Rohstoff Wissen auch in Zukunft ausreichend zur Verfügung steht. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Das neue Max Planck Institut für Cybersicherheit wird diese Entwicklungen zusätzlich befördern. Davon profitiert Bochum allerdings nicht allein. Das hat auch genug Strahlkraft für die gesamte Region. Unsere Stadt liegt im Herzen des Ruhrgebiets, einem der größten Ballungsgebiete Europas mit der wohl dichtesten Hochschullandschaft Deutschlands.

"Unsere fünf Kategorien: Bochum ist nicht nur „Shootingstar der Wissensarbeit“, sondern auch „Talentschmiede im Ruhrgebiet“. Wir sind „Vorreiter modernen Stadtmanagements“. Wir sind „Hot-Spot der Live-Kultur“, alles in allem eine „Großstadt mit Lebensgefühl“."

Eine Großstadt zukunftsfähig zu machen, geht nicht ohne einen klaren Plan. Darum haben wir die „Bochum Strategie 2030“ entwickelt. Darin setzen wir den Fokus bewusst auf die Stärken Bochums. So ist ein Leitfaden entstanden, der unser Handeln in fünf Kategorien konkretisiert. Bochum ist nicht nur „Shootingstar der Wissensarbeit“, sondern auch „Talentschmiede im Ruhrgebiet“. Wir sind „Vorreiter modernen Stadtmanagements“. Wir sind „Hot-Spot der Live-Kultur“, alles in allem eine „Großstadt mit Lebensgefühl“. Aus diesen fünf Kategorien werden wir mit insgesamt 125 klar formulierten Aufgaben, auf die wir uns künftig konzentrieren werden, unsere Stadt zukunftsfähiger und attraktiver machen.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Gemeinsam mit einem großen Telekommunikationsanbieter und unserem lokalen Versorger haben wir Bochum zur schnellsten Stadt Deutschlands gemachen. Jede Bochumer Bürgerin, jeder Bochumer Bürger, soll künftig mit Gigabit-Geschwindigkeit im Internet unterwegs sein können. Schon heute können über 85 Prozent aller Haushalte in den Genuss eines solchen Anschlusses kommen. Noch in diesem Jahr machen wir uns daran, dass auch die restlichen sogenannten weißen Flecken und alle Bochumer Schulen an das Hochgeschwindigkeitsnetz anzuschließen. Dafür stehen über 20 Millionen Euro Fördergelder bereit. Denn schnelles Internet ist Standortfaktor – und entscheidet damit auch über die Zukunftsfähigkeit einer Stadt.

Unsere Stadt ist mit der Bochum Strategie 2030 auf dem richtigen Weg, das ist mittlerweile auch in zahlreichen Köpfen außerhalb Bochums angekommen. Und es würde uns natürlich sehr freuen, wenn unser Beispiel Schule macht. Auch und gerade im Ruhrgebiet, einer Region, in der viele Städte mit großen Herausforderungen konfrontiert sind. Wer sich ein Bild von den Entwicklungen in Bochum machen möchte, ist natürlich herzlich willkommen, wir freuen uns immer über interessierte Gäste.

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Thomas Eiskirch

Oberbürgermeister der Stadt Bochum

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