Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Create a better tomorrow with us

Von Henning Brandes

Personalleiter Region West Siemens AG

Henning Brandes, Personalleiter Region West Siemens AG, schreibt für den NRW-Wirtschaftsblog über Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt.

Wir leben in spannenden Zeiten – das aktuelle Weltgeschehen stellt uns als Gesellschaft vor enorme Herausforderungen.
Diesen Herausforderungen stellen wir uns auch als Unternehmen. Märkte verändern sich, neue Technologien werden vorangetrieben und gesellschaftliche Akzente werden gesetzt. Wir reden von Transformation und von neuen Arbeitswelten. Aber gestalten kann nur, wer Kreativität, Neugierde, Wissen, Verantwortungsbewusstsein und Veränderungswillen und vor allem Pioniergeist in seinen Reihen hat. Das galt bisher, das gilt jetzt und zukünftig noch viel stärker. Das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind die Mitarbeitenden – auch die zukünftigen. Aber woher kommen diese?

Auch in unserer Branche bleiben wir von dem Fachkräftemangel nicht verschont. Zwar können wir derzeit unsere Personalbedarfe in NRW und deutschlandweit gut decken, doch stellen wir uns im Hinblick auf die demographische Entwicklung sowie der wirtschaftlich und politisch angespannten Weltlage auf Veränderungen ein. Es geht dabei zum einen ganz einfach um die rechnerisch verfügbare Anzahl von Menschen im Arbeitsmarkt und zum anderen um veränderte Erwartungen im Arbeitsmarkt.

Im Rahmen der Pandemie haben wir erkannt, dass eine Krise bei Bewerberinnen und Bewerbern in Deutschland (anders als in USA) keinen Wunsch nach Veränderung auslöst. Ganz im Gegenteil sind Menschen hierzulande eher geneigt, an dem festzuhalten, was sie haben. Es ist somit schwieriger in Krisenzeiten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für einen Jobwechsel zu begeistern. Im Durchschnitt beträgt die Dauer zwischen Platzierung einer Aufgabe am Markt und der Vertragsunterzeichnung bereits heute 105 Tage – mit großen Schwankungen je nach Aufgabengebiet und Region.

Grundsätzlich bemerken wir zunehmend, dass Menschen heute individuell erkannt und nicht als ein Bewerbender unter vielen gesehen werden wollen. Individualität ist immer wichtiger. Während früher Jobsuchende nichts unversucht ließen, um einen persönlichen ‚Fit‘ zum Wunscharbeitgeber unter Beweis zu stellen, stehen heute die eigenen Lebensprioritäten und Erwartungen an einen höheren Sinn (Purpose) der Funktion und des Unternehmens im Vordergrund. Nun wird geprüft, ob der potenzielle Arbeitgeber im Hinblick auf die derzeitige persönliche Lebenssituation ein ‚Fit‘ darstellt. Mit anderen Worten hat sich der Markt von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Das bringt neue Herausforderungen für uns mit sich, auf die wir uns einstellen.

Um dem zu begegnen, bieten wir zum Beispiel ein „New Normal Working Model“ - ein flexibles Arbeitszeitmodell - an: Unsere Mitarbeitenden können damit an zwei bis drei Tagen pro Woche mobil arbeiten, egal ob an Siemens-Standorten, beim Kunden, im Coworking Space oder von zuhause aus. Bei uns zählen die Ergebnisse, nicht die Stunden im Büro und das wird im Markt positiv aufgenommen. Das mobile Arbeiten bezieht sich dabei auf diejenigen Jobs, bei denen diese Flexibilität möglich und machbar ist. Unsere Führungskräfte definieren jeweils mit ihren Teams, wie das mobile Arbeiten im New Normal am besten funktioniert. Je nach Art der Arbeit oder dem Standortkonzept eines Teams kann ein Modell unterschiedlich aussehen.

Als Technologieunternehmen suchen wir jeweils insbesondere Profile mit einer starken Digitalisierungskomponente. Wir suchen vor allem in den Job Familien Finance, Vertrieb/Sales und Forschung und Entwicklung. Wir stellen also in erheblichem Stil ein, an sämtlichen Standorten. In Nordrhein-Westfalen sind wir an 11 Standorten vertreten, erzielen also eine Flächenpräsenz – für unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden und Bewerber. Eine regionale Betrachtung zeigt, dass wir in NRW im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 120 Menschen vom Arbeitsmarkt für spannende Aufgaben in der Siemens AG gewinnen konnten – vornehmlich in unseren Geschäftseinheiten Digital Industries und Smart Infrastructure.

Vor allem aber setzen wir mit einer Ausbildungsquote von ca. 10 % in Nordrhein-Westfalen auf die Gewinnung von Auszubildenden und Dual Studierenden. Nach stabilen Vorjahren haben wir zum Herbst 2022 30 % mehr Schulabgänger eingestellt und im Rahmen einer zukunftsgerichteten Nachwuchsinitiative steigern wir zum Herbst 2023 noch einmal zusätzlich um 49% die Einstellung von Auszubildenden und Dual Studierenden.

Mit unseren Mitarbeitenden, den adressierten Fachkräften am Markt und der nachhaltigen Nachwuchsgewinnung gehen wir auch zukünftig innovative Partnerschaften mit unseren Kunden für einen gemeinsamen Erfolg ein, und kommen auch bei unserem gesellschaftspolitischen Ziel  „Create a better tomorrow“, voran.

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Henning Brandes

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